Endlich. Der große Tag ist wieder da. Silvester. Der letzte Tag des Jahres. Im Fernsehen auf nahezu allen Kanälen: Dinner for one. Der Situation angepasst in der Covid 19-Version. „Cheerio Miss Sophie!“ „Aber nur mit Abstand James!“

Dann der ersehnte Augenblick. Die Flügeltüren des Wohnzimmers öffnen sich. Trommelwirbel. Aus den künstlichen Nebelschwaden rollt ER langsam rein. Mächtig, nahezu majestätisch. Ihr Amboss. Versehen mit einem großen Hammer. Ergriffen packen Sie das schwere Werkzeug. Sie fixieren Ihre guten Vorsätze auf der Amboss-Bahn. Das Schmieden kann beginnen! Sie dengeln los als gäbe es kein Morgen.

Das Schmieden guter Vorsätze will gelernt sein!

Zehn Minuten später. Erschöpft legen Sie den Hammer beiseite. Da liegen sie. Ihre guten Vorsätze für 2021.

Was ist denn diesmal dabei? Ah ja, endlich Rauchen aufgeben. Sechzehnmal probiert. Sechzehnmal ist nix passiert. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Zucker reduzieren. Ab morgen. Versprochen. Aber gleich gibt es erst mal noch zwei schöne Berliner. Creme Marc de Champagne. Feine Apfelfüllung, getoppt  mit grünen und weißen Schoko Raspeln. Ober lecker. 39 g Zucker pro 100 g. Geht doch. Mehr Sport machen. Nee geht nicht. Alle Fitness-Studios zu. Übungen für zu Hause? Kniebeugen an der Tischkante? Warum nicht, kann man ja mal versuchen.

So, liebe Leser, jetzt aber ernsthaft. Warum sind unsere zum Jahresende gefassten guten Vorsätze zum Großteil heute schon wieder zu 90 % reine Makulatur? Dafür gibt es wichtige Gründe, die wir uns einmal näher anschauen wollen.

1. Ein Vorsatz ist KEIN Ziel. Woran wir schon gleich zu Beginn scheitern, ist die Ungenauigkeit der Vorsätze. „Ich will ein paar Kilos abnehmen“ wird nicht funktionieren. Wenn Sie aber in Ihr Ziele-Buch schreiben: „Ich möchte bis zum 01. April vier Kilo abnehmen“ sind die Chancen ungleich größer. Je konkreter Sie Ihr Ziel formulieren, desto einfacher wird es.

2. „Es ist nicht genug, zu wollen – man muss auch TUN.“ Dieses Zitat von  Goethe sollten Sie sich ausdrucken und in Sichtweite aufhängen. Halten Sie am besten gleich fest, WIE Sie Ihr Ziel erreichen wollen. Für unser Beispiel wird die Zielsetzung wie folgt erweitert: „Ich möchte bis zum 01. April anhand meines aufgestellten Sport- und Ernährungsplans vier Kilo abnehmen.“ Merken Sie den Unterschied?

3. Legen Sie sich einen WENN-DANN-Plan zurecht. Beispiel: „Immer wenn ich nachmittags etwas Süßes möchte, dann esse ich einen Apfel.“ Nach einiger Zeit haben Sie diese Gewohnheit übernommen und verinnerlicht.

4. Starten Sie nicht von 0 auf 100. Nichts ist so demotivierend wie ein Ziel, das von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Der Vorsatz: „Ich will bis Februar 30 Kilo abnehmen“ ist reiner Unsinn und auch nicht durch Fettabsaugung und tonnenweise Verzehr von Diät-Shakes zu erreichen. Totaler Frust und Ärger sind vorprogrammiert. Brechen Sie große Ziele auf kleine und kleinste Zwischenschritte herunter, das erhöht Ihre Chancen auf Erreichen der Zielflagge erheblich. Beispiel: Bis April vier Kilo abnehmen, danach bis Juni weitere zwei, bis August weitere drei und bis Weihnachten noch einmal zwei. Das ist ein machbarer Plan.

5. Fehlen nur noch zwei ganz wichtige Aspekte bei der Umsetzung: AUSDAUER und SELBSTDISZIPLIN. Der Erfolg kommt nicht von jetzt auf gleich. Es tun sich immer irgendwelche Hindernisse auf, die es zu bewältigen gilt. Den zu berücksichtigenden Zeitfaktor hatte ich schon erwähnt. Wenn es Sie also schon am ersten Oxer aus dem Sattel wirft, können Sie sich Ihren persönlichen Derbysieg gleich abschminken. Und nur weil Sie heute bei der Curry-Wurst die Pommes rot/weiß weggelassen und stattdessen einen Krautsalat gegessen haben, sind Sie morgen keine fünf Kilo leichter. Auch übermorgen wird das noch nicht der Fall sein.

Stufe für Stufe zum Erfolg!

Aber bei Beachtung der aufgeführten  Punkte haben Sie gute Chancen, Ihre Vorsätze erfolgreich umzusetzen und Ihre Ziele zu erreichen..

Für alle Aufgeber, Abbrecher, Inneren Schweinehund-Gassigeher und Ausredenkönige habe ich noch einen besonders schönen Neujahrsvorsatz im Köcher: An nächsten Silvester einfach mal keine guten Vorsätze machen. Das halte sogar ich ganz locker durch.

P.S.: Wenn Sie tiefer in die Thematik einsteigen wollen, dann empfehle ich Ihnen dieses Interview mit den Psychologen Gabriele Oettingen und Peter Gollwitzer:

https://bit.ly/3bqAPmy

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Na, wie sieht’s aus mit Ihren guten Vorsätzen?
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